Warum unsere Füße liebevolle Aufmerksamkeit und gezieltes Training brauchen
von Michaela Kleber
Der Fuß ist ein filigranes Konstrukt aus (je nach Zählweise etwa) 26 Knochen, 27 Gelenken, 32 Muskeln und Sehnen und 107 Bändern. Dieser Aufbau sorgt für Stabilität und Beweglichkeit, gleicht Bodenunebenheiten aus und ermöglicht Abrollen und Abstoßen und eine effiziente Stoßdämpfung beim Gehen, Laufen und Springen. Damit das alles funktioniert, brauchen die Füße elastische Längs- und Quergewölbe, die von einem entsprechend leistungsfähigen Muskel- und Bandapparat aufrecht erhalten werden. Unsere Fußgewölbe wiederum sind die Basis für die richtige Ausrichtung von Knien und Hüften, und ihr Zustand hat auch Auswirkungen auf Beckenboden und Wirbelsäule.
Fast scheint es selbstverständlich, dass wir diese Wunderwerke wertschätzen und regelmäßig pflegen und trainieren, damit sie ein Leben lang unser Körpergewicht (und beim Rennen und Springen ein Vielfaches unseres Körpergewichts) tragen können. Stattdessen sind die Füße vielleicht der am meisten vernachlässigte Körperteil: Solange sie nicht schmerzen, interessieren wir uns wesentlich mehr für unsere Schuhe und deren modischen Schick. Manche von uns benutzen die Füße im Alltag kaum, andere setzen völlig selbstverständlich voraus, dass die Füße jeder sportlichen Anstrengung gewachsen sind.
Wenn die Füße schmerzen, nehmen wir die Diagnose wie ein Schicksal zur Kenntnis und akzeptieren zum Beispiel ohne Weiteres, dass unsere Senk- oder Spreizfüße eben nur mit dem ständigen Tragen von Schuh-Einlagen einigermaßen schmerzfrei funktionieren können. Hätten wir eine vergleichbare Muskelschwäche in den Beinen oder im Rücken, so würden wir wahrscheinlich viel schneller zu einem gezielten Training bereit sein anstatt am Stock zu gehen oder uns mit Rückenschmerzen abzufinden. Die meisten behandelbaren Erkrankungen am Fuß sind (mindestens auch) darauf zurückzuführen, dass die Fußgewölbe eingesunken sind. Für ihre Behandlung ist deshalb die Wiederherstellung der Gewölbestruktur mit Hilfe einer aktiven und ausdauernden Muskulatur besonders wichtig.
Liebevolle Aufmerksamkeit und gezieltes Training für die Füße kann Spaß machen und muss nicht zeitaufwändig sein. Viele Übungen sind spielerisch und man kann sie ganz beiläufig in Aktivitäten integrieren, mit denen man ohnehin regelmäßig Zeit verbringt: Beim Stehen in der Warteschlange, beim Gehen in der Wohnung oder im Park, beim Treppensteigen, beim Sitzen am Schreibtisch oder vor dem Fernseher, vor dem Joggen und natürlich auch beim Yoga wendest du deine Aufmerksamkeit für kurze Zeit den Füßen zu, bewegst und benutzt sie bewusst auf eine Weise, die Ihre Kraft, Elastizität und Entspannung fördert. Nach einer Weile entwickeln sich ganz von selbst „fußfreundliche“ Gewohnheiten im Alltag. Und unweigerlich bringt die gute Basis, auf der Du gehst und stehst, auch eine wohltuende Verbesserung Deiner Spannkraft in Beckenboden, Bauch und Rücken mit sich.